Leiden an Deutschland

Die Epoche des Exils nach 1933

 

1. Verjagt mit gutem Grund
2. Öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
3. Die Heimatstadt, wie find ich sie doch?

Eine Sendefolge von Erwin Rotermund

 

Bayerischer Rundfunk, Schulfunk

Literatur - ab 10. Schuljahr

Erstsendung:

Dienstag, 3./10./17. Dezember 1991, 9.00 Uhr
Donnerstag, 5./12./19. Dezember 1991, 15.00 Uhr (Wdh.)
Dauer: je 30 Minuten

Arthur Kaufmann: Geistige Emigration (1938)

In seinem Triptychon Geistige Emigration porträtierte der Maler Arthur Kaufmann im Jahre 1938  mehr als 40 Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler, die vor dem Naziregime ins Ausland geflohen waren. Ihr Weg führt von Deutschland, einem Ort tödlicher Bedrohung (links), in die USA, einem Ort der Zuflucht (rechts). Hätte der Künstler nur die exilierten Schriftsteller vollzählig auf einem Gemälde versammeln wollen - das Bild hätte fünfzigmal größer sein müssen.


 

Das Phänomen Exilliteratur ist fast so alt wie die Dichtung selbst. Erst im 20. Jahrhundert jedoch nimmt es massenhafte Dimensionen an. So führte die russische Oktoberrevolution (1917) zu einem beträchtlichen Exodus von Schriftstellern, und nach 1972 erlebte die Sowjetunion eine zweite Emigrationswelle (Solschenizyn, Brodskij u.a.). Zur Exilierung wichtiger Autoren kam es während der zwanziger und dreißiger Jahre auch durch die Etablierung faschistischer Regime in Italien und Spanien.

Alle diese Fluchtbewegungen werden durch den Exodus, den die nationalsozialistische "Machtergreifung" 1933 verursachte, in den Schatten gestellt. Innerhalb weniger Monate verließen mehr als zweitausend Autoren sozialistischer, linksbürgerlich-liberaler und konservativ-religiöser Einstellung Deutschland. Mit den geflüchteten Musikern, bildenden Künstlern sowie der politischen und wissenschaftlichen Intelligenz stellten sie die größte kulturelle Emigration der bisherigen Geschichte dar.

Die drei Sendungen wollen über die zeitgeschichtlichen Umstände und über die verschiedenen Phasen des Exils, das mit dem Jahre 1945 keineswegs abgeschlossen war, informieren. Vor allem aber soll - in exemplarischer Form - ein Eindruck von den literarisch-kulturellen Leistungen der emigrierten Schriftsteller vermittelt werden. Einige der damals entstandenen Werke werden auch heute gelesen, so die Romane Thomas Manns und die Dramen Bertolt Brechts - aber sie werden nicht als Exilliteratur gelesen. Die Rundfunkserie ordnet diese Texte in ihren zeitgeschichtlichen und literarischen Kontext ein und gibt damit Hilfen für ein erweitertes Verständnis. In erster Linie freilich macht sie auf weniger bekannte Werke des Exils aufmerksam, die nicht minder lesenswert sind, gerade weil in der Exilsituation Gelingen und Scheitern (das ästhetische wie das persönliche) noch näher beieinanderliegen als sonst in der Literatur der Moderne.

Auszug aus dem Artikel: Erwin Rotermund/Bernhard Spies: Leiden an Deutschland - Die Epoche des Exils nach 1933, in: Bayerischer Rundfunk, Schulfunk, Heft 520, Dezember 1991, S. 530-539.

Anna Seghers: Das siebte Kreuz (1942)

Anna Seghers: Das siebte Kreuz, Umschlag der Erstausgabe von 1942. Erzählt wird die Geschichte des jungen Kommunisten Georg Heisler, dem es durch die Unterstützung vieler einzelner Helfer gelingt, aus dem KZ Westhofen ins Ausland zu fliehen.


Die Sendungen können als Kassetten bestellt werden: Staatliche Landesbildstelle Südbayern. Abt. Schulfunk. Am Stadtpark 20. Eingang Maria-Eich-Straße 29. 81243 München (Tel. 089/1265-2530/31. Telefax 089/1265-2505; E-M@il: philipp@labi01.rz.fh-muenchen.de ).

Die Sendung "Leiden an Deutschland. Die Epoche des Exils nach 1933" wird als CD bei den Verlagen Koch/Schwann herauskommen.


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